Wenn der Darm zum Problem wird – Reizdarm immer häufiger
27.08.2023 Blähungen, Verstopfungen, Bauchschmerzen und Durchfall sind nur einige wenige Anzeichen vom Reizdarmsyndrom (RDS). Hinzu kommen häufig Müdigkeit, Leistungsabfall, rheumatische Beschwerden sowie Schlafstörungen und depressive Verstimmungen. Das RDS, in der Fachsprache Colon irritabile genannt, ist in Deutschland eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Rund zwölf Millionen Menschen sind davon betroffen, Frauen häufiger als Männer. Was viele nicht wissen: das Reizdarmsyndrom ist eine chronische, funktionelle Erkrankung mit belastenden Phasen. Keinesfalls aber ist dieses Leiden lebensbedrohlich, jedoch kann diese aber eine Beeinträchtigung der Lebensqualität herbeiführen. Als Ursache für das Reizdarmsyndrom gelten psychische Probleme, Dauerstress, schlechte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten aber auch eine gestörte Darmflora, Magen-Darminfekte, Antibiotika-Einnahme sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
„Patienten mit Symptomen, die länger als ein paar Wochen anhalten, sollten einen Facharzt aufsuchen und die Symptome abklären lassen.", rät Ala Naalot, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie. Um betroffenen Patienten eine geeignete Therapie- und Behandlung zu bieten, ist die Diagnosestellung ein wichtiger Faktor. Da eine Reihe von anderen Erkrankungen vergleichbare Symptome aufweisen können, sind verschiedene Untersuchungen erforderlich. Die Auswahl hängt zum Teil von der Art der Beschwerden, aber auch von den Begleitsymptomen, ab. Infrage kommen die Magenspiegelung (Gastroskopie), Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) oder Funktionstests. „Alle diese Verfahren sind für die Patienten nur gering oder gar nicht belastend. Besonders Patienten mit chronischen Durchfällen sollten sich einer Darmspiegelung unterziehen. ", so Naalot. Die Untersuchungen sind aufeinander aufbauend, sodass eine eindeutige Diagnosestellung etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Wenn die Untersuchungsergebnisse eine organische Erkrankung ausschließen, können gezielte Maßnahmen eine deutliche Besserung der Symptome erreichen. „Bis heute gibt es kein Patentrezept gegen das RDS. Wir passen die Therapie immer individuell an das Beschwerdebild und an die Ergebnisse unserer Untersuchungen an.", verrät Naalot. Da es aber bis heute keine einheitliche Therapie für das RDS gibt, müssen Mediziner in Zusammenarbeit mit dem Patienten verschiedenen Behandlungsansätze ausprobieren. Die Erfahrungen zeigen erfreulicherweise deutliche Trends: ein Zusammenspiel aus der Einnahme von Medikamenten sowie Verhaltensänderungen können die Symptome lindern. Zur kurzfristigen Linderung starker und länger anhaltender Beschwerden können Medikamente verordnet werden.
Langfristig hilft bei einem Reizdarmsyndrom häufig nur eine Veränderung des Lebensstils: Änderung von Essens- und Lebensgewohnheiten, Strukturierung von Tagesrhythmen, Reduktion belastender Lebensfaktoren, Stressabbau und Resilienztraining, etc.
Während einer stationären Behandlung in Ludmillenstift erhalten Patienten deshalb auch Tipps für eine ausgewogene Ernährung und bei Bedarf und Wunsch Gesprächsangebote von Therapeuten und Psychologen.