Krankenhausapotheke über Lieferengpässe und individuelle Rezepturen
Weltapothekertag am 25.09.2022
Die aktuellen politischen Entwicklungen führen zu einer angespannten wirtschaftlichen Lage, von der auch die Krankenhausapotheken nicht verschont bleiben.
„Auch wir erleben Lieferengpässe in der Produktion und müssen auf Alternativen ausweichen. Von totalen Versorgungsausfällen sind wir jedoch bisher verschont geblieben.“, erklärt der Leitende Apotheker der Krankenhausapotheke im Ludmillenstift Jan Schmitz.
Nicht all zu selten gibt es für bestimmte Wirkstoffe weltweit nur wenige oder teilweise sogar nur einen einzigen Hersteller. Kommt es in dieser Herstellung zu Problemen, fällt die Versorgung weltweit aus. Bei kürzeren Produktionsstopps fällt dies kaum auf, wenn jedoch die Produktion länger stillsteht bekommen die Apotheken dies schnell zu spüren. Darüber hinaus ist die Nachfrage nach einigen rezeptfreien Medikamenten wie Paracetamol oder Ibuprofen stark gestiegen, so dass die Herstellung und Lieferketten kaum noch nachkommen.
Bauliche Erweiterung geplant
Apotheken sind gesetzlich dazu verpflichtet, sich ausreichend mit rezept- und freiverkäuflichen Arzneimitteln zu bevorraten. Öffentliche Apotheken müssen Arzneimittel für eine Woche bereithalten. Krankenhausapotheken sind dazu angewiesen, den durchschnittlichen Arzneimittelbedarf für zwei Wochen zu lagern. Aufgrund unvorhersehbarer Entwicklungen hat sich das achtköpfige Team von Apotheker Schmitz so gut organisiert, dass in den meisten Fällen sogar ein Zeitraum von vier Wochen abgedeckt werden kann. Bei den kühl gelagerten Medikamenten sieht dies allerdings anders aus, da die speziellen Arzneimittelkühlschränke schnell an die Lagerungskapazitäten kommen. Aus diesem Grund wird die Apotheke in Kürze vergrößert. Die Lagerkapazitäten werden erweitert und die Herstellungslabore sowie Reinräume werden vergrößert und nach modernstem Standard gebaut.
Hohe Nachfrage nach Eigenherstellungen
In der Apotheke im Ludmillenstift ist die Nachfrage nach Einzelanfertigungen, insbesondere den Herstellungen, sehr hoch und das Leistungsspektrum reicht weit über die gängigen Rezepturen in öffentlichen Apotheken hinaus. Besondere sterile Zytostatika- oder Ernährungslösungen für schwerkranke Patienten oder Frühgeborene können direkt vor Ort hergestellt werden. Auch individuell angefertigte Salben oder Cremes werden in kurzer Zeit hergestellt.
Ein wichtiger Aspekt bei der Vorratshaltung von Inhalts- und Arzneistoffen ist die Kommunikation zwischen Apotheker und Ärzteteam. „Die guten Erfahrungen der Ärzte mit bestimmten Arzneistoffen deutet auf eine hohe Nachfrage hin. Somit können wir die häufig verordneten Arzneistoffe auf Vorrat bestellen. Aber auch nicht vorrätige Arzneimittel sind binnen weniger Stunden bei uns im Lager verfügbar.“, betont Schmitz.
Eine Apotheke im Krankenhaus gewährleistet die direkte und schnelle Lieferung der Arzneimittel auf die Stationen, oftmals sogar innerhalb weniger Minuten. Viele Krankenhausapotheken wurden in den vergangenen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen und die Arzneimittelversorgung dieser Häuser von anderen Apotheken übernommen. Dies ist natürlich möglich, nimmt in Akutsituationen allerdings viel Zeit in Anspruch.