Die Brücke zur Erinnerung

Pflegerinnen und Pfleger im Ludmillenstift Meppen schreiben Tagebuch für COVID-19 Komapatienten



 

Fachpflegekräfte Intensiv und Anästhesie Sarah Luker und Laura Klahsen entwickelten das Intensivtagebuch als Arbeit während ihrer Fachweiterbildung

 

Die Welt dreht sich immer weiter. Doch für Patientinnen und Patienten, bei denen es erforderlich ist, dass sie in einen künstlichen Schlaf versetzt und über einen längeren Zeitraum beatmet werden, bleibt das Leben außerhalb der Intensivstation stehen. Den Betroffenen fehlen oft Tage oder sogar Wochen ihres Lebens, in denen sie nicht mehr aktiv waren, keine Zeit mit der Familie verbringen, nicht mehr der gewohnten Arbeit und den geliebten Hobbys nachgehen konnten.

So erlebte es auch Patrick. Er war Covid-19 Patient auf der Intensivstation im Ludmillenstift Meppen. Nachdem er mit akuter Luftnot stationär aufgenommen worden war, musste der 32-Jährige aufgrund seiner Kurzatmigkeit und seines schlechten Sauerstoffgehalts ins künstliche Koma versetzt werden. Insgesamt wurde Patrick 16 Tage lang künstlich beatmet. 16 Tage, in denen er aufgrund seiner Erkrankung und des Besuchsverbotes keinen Kontakt zu seiner Familie hatte und für ihn die Zeit still stand. Während dieser Zeit war es für das Pflegepersonal der Intensivstation am Ludmillenstift eine Herzensangelegenheit, ein persönliches Intensivtagebuch für Patrick zu erstellen. In dem Tagebuch dokumentierten sie Tag für Tag handschriftlich die Geschehnisse und Ereignisse, die sich um Patrick herum abspielten. So findet man im Buch Beschreibungen seiner stationären Aufnahme, den Grund für seinen Aufenthalt auf der Intensivstation, seinen Krankheitsverlauf sowie seine unterschiedlichen Entwicklungsschritte wieder. Zudem finden Schilderungen seines Umfeldes, Bilder, Grüße und liebe Worte seiner Ehefrau Platz darin.

In dem Buch befindet sich auch ein kleines „Intensiv-Lexikon“. Dort werden Fachbegriffe und Geräte anhand von Bildern erklärt, wie zum Beispiel, was ein zentralvenöser Kathether oder eine Trachealkanüle ist. Ebenso hat das Pflegepersonal Fotos von sich eingeklebt, um sich vorzustellen.

„Mit Hilfe eines persönlichen Tagebuches ermöglichen wir Patrick die verpasste Zeit aufzuarbeiten und zu verstehen“, erklärt eine Pflegerin der Intensivstation. „Durch das Buch soll vor allem auch zum Ausdruck gebracht werden, dass er in der schwierigen Zeit auf der Intensivstation nicht alleine war.“

Viele Intensivpatientinnen und -patienten leiden im Nachgang an den Krankenhausaufenthalt an Depressionen, Angst oder einer posttraumatischen Belastungsstörung. Auch Angehörige sind von diesen nervenaufreibenden und endlos erscheinenden Ereignissen zwischen Hoffen und Bangen betroffen. Ein solches Intensivtagebuch kann möglichen Spätfolgen entgegenwirken, indem es Betroffenen hilft, die verlorene Zeit im Krankenhaus zu rekonstruieren. „Wenn man einen Anhaltspunkt hat und in Ruhe nachlesen kann, was passiert ist, dann hilft es einem, das Ganze besser zu verarbeiten“, betonen die Pflegefachkräfte.

Die Idee für das Projekt eines Intensivtagesbuches wurde von dem Team der Intensivstation eingebracht und durch zwei Intensivpflegerinnen umgesetzt. Die Erfahrungen und das Feedback der bisher geschriebenen Tagebücher sind durchweg sehr positiv und Patientinnen und Patienten sowie Angehörige zeigen sich sehr dankbar für die liebevollen Aufzeichnungen des Personals.

 

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