Darmkrebsmonat März:
Vorsorge - die beste Therapie gegen Darmkrebs
v. l. n. r: Dr. Philipp Kaudel, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie, onkologische Chirurgie, Dr. Omar Mohamed, Chefarzt der Klinik für Onkologie, Dr. Ansgar Plate, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie
Den 20. Geburtstag feiert in diesem Jahr eine ganz besondere Aktion, die sich das Ziel vorgenommen hat, national wie auch international an der Vermeidung und Früherkennung von Darmkrebs mitzuwirken. Im Wesentlichen auf die Familie Burda-Maar, deren Sohn mit 33 Jahren an Darmkrebs verstarb, zurückzuführen, wird mit Unterstützung der Felix-Burda-Stiftung, von der deutschen Krebshilfe und der deutschen Krebsgesellschaft jährlich im März die Krankheit thematisiert. Zahlreiche Prominente wie Franz Beckenbauer unterstützten das Engagement bereits als Botschafter.
In Deutschland wird die jährliche Neuerkrankungsrate für Darmkrebs mit mehr als 60.000 Fällen und ca. 25.000 Todesfällen pro Jahr angegeben. Damit sind Darm- und Enddarmkarzinome die zweithäufigste Todesursache beider Geschlechter. Allerdings kann Darmkrebs durch Prävention, wie z.B. einer gesunden Ernährung und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen weitgehend verhindert werden. In den meisten Fällen entstehen Darmkrebsgeschwüre aus leicht behandelbaren langsam wachsenden gutartigen Vorstufen, sogenannten Polypen, die später nach weiterem Wachstum zunächst zu größeren Raumforderungen, den sogenannten Adenomen, und erst nach Entartung zu einem bösartigen Geschwür (Karzinom) werden. Um Darmkrebs effektiv zu verhindern, ist es entscheidend, dass gutartige Geschwüre rechtzeitig, auch ohne Beschwerden zu verursachen, entfernt werden. Seit 2002 haben Menschen ab dem 55. Lebensjahr und seit 2009 Männer ab dem 50 Lebensjahr gesetzlichen Anspruch auf eine Darmkrebsvorsorgeuntersuchung. Damit sind vor allem Dickdarmspiegelungen (Koloskopien) gemeint, die in regelmäßigem zeitlichen Abstand von höchstens zehn Jahren vorgesehen sind. Ergänzend können Tests durchgeführt werden, die verstecktes Blut im Stuhl als Hinweis für einen Tumor nachweisen. Diese immunologischen Tests sind im Gegensatz zu früher weitaus genauer.
Die sicherste Vorsorgeuntersuchung stellt jedoch die Dickdarmspiegelung dar, die in der Regel unter Kurznarkose durchgeführt wird. Während einer kompletten Darmspiegelung wird der vorher gespülte Darm von innen mit einer Kamera, dem sogenannten Endoskop, betrachtet. Fallen während dieser Untersuchung kleine Polypen oder auch bereits größere Adenome auf, können diese sofort entfernt werden. Diese Untersuchungsmethodik ist schmerzfrei und für die betroffenen Patienten in der Regel nicht belastend. In Deutschland sind seit 2002 rund acht Millionen Koloskopien durchgeführt worden. Rechnerisch konnten dadurch bis heute ca. 145.000 Todesfälle und ca. 306.000 Neuerkrankungen an Darmkrebs verhindert werden. Folglich sank auch die jährliche Neuerkrankungs- und Sterberate für diese bösartige Erkrankung in diesem Zeitraum um ca. 26%. Für Personen, die regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen hatten, sank das Risiko einer Darmkrebserkrankung sogar um ca. 70 %. Somit kann Darmkrebs weit besser als viele andere Krebsarten durch eine konsequente Früherkennung verhindert werden.
Im Ludmillenstift Meppen liegt die Darmkrebsvorsorge in Händen der Klinik für Gastroenterologie von Chefarzt Dr. Ansgar Plate: „Wir setzen im Ludmillenstift hochauflösende Vergrößerungsendoskope ein und können so die Darmschleimhautoberfläche besonders genau beurteilen. Fraglich veränderte Areale können zusätzlich durch das gezielte Aufsprühen einer speziellen Farblösung als sogenannte Chromoendoskopie noch genauer betrachtet werden. So können auch kleinste Krebsvorstufen im Magen-Darm-Trakt sicher erkannt und punktuell entfernt werden.“ In frühen Stadien bleibt Patienten somit eine Operation erspart. Die Festlegung auf die optimale Therapie betroffener Patienten erfolgt im Rahmen einer sogenannten interdisziplinären Tumorkonferenz, an der behandelnden Spezialisten (Gastroenterologen, Radiologen Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Chirurgen) teilnehmen.
„Durch die enge Zusammenarbeit aller notwendigen Fachabteilungen können wir betroffenen Patienten vor Ort eine Behandlungsqualität auf höchstem medizinischem Niveau mit modernster Technik anbieten. Eine sehr gute Behandlungsqualität für Darm- und Enddarmkrebs wurde dem Ludmillenstift durch eine aufwendige externe Qualitätskontrolle durch das Deutsche Onkologie Centrum bescheinigt und die Zertifizierung als Darmkrebszentrum ausgestellt.“ erläutert Dr. Philipp Kaudel, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie, onkologische Chirurgie.
Liegt ein fortgeschrittenes Darmkrebsgeschwür vor, muss häufig eine Operation erfolgen. Die Chirurgen im Ludmillenstift Meppen führen diese möglichst minimalinvasiv mit der so genannten Schlüssellochmethode durch, bei der das betroffene Darmstück zusammen mit den Lymphgefäßen und Lymphknoten entfernt wird. So kann in den meisten Fällen auf einen künstlichen Darmausgang verzichtet werden. Auch bei fortgeschrittenen Karzinomen können diese in Abhängigkeit von Größe und Lage während der Darmoperation minimalinvasiv entfernt werden.
Dabei kommen im Ludmillenstift Meppen modernste Techniken zum Einsatz. „Neben der intraoperativen Ultraschalluntersuchung nutzen wir auch eine Planungssoftware, die ein genaues dreidimensionales Abbild erstellt, so dass bei der Operation möglichst große Anteile der betroffenen Organe wie zum Beispiel der Leber erhalten bleiben können. Zusätzlich kann mit einer Mikrowellensonde die Hitzeverödung von Metastasen erfolgen und so die gängige operative Technik ergänzt werden.“ erklärt Dr. Philipp Kaudel das Vorgehen bei Operationen.
Haben sich Tochtergeschwülste bereits ausgedehnt, kann im Ludmillenstift die Kombination aus chirurgischem Eingriff und erhitzter Chemotherapielösung (sogenanntes HIPEC-Verfahren) angeboten werden. Ein Verfahren, dass sich in den letzten Jahren als eine sehr effektive Therapie mit deutlicher Lebensverlängerung herausgestellt.
„Nach erfolgreicher chirurgischer Therapie werden die Patienten in unserem interdisziplinären Krebsteam durch die Spezialisten der Klinik für Onkologie weiter behandelt. Es wird eine patientenzentrierte Chemotherapie unter Berücksichtigung der individuellen zellulären Krebsmarker zusammengestellt. Dies können wir in den meisten Fällen ambulant, also ohne stationären Aufenthalt, über unsere Tagesklinik gewährleisten,“ beschreibt Dr. Omar Mohamed, Chefarzt der Klinik für Onkologie den weiteren Ablauf der Krebsbehandlung.
Nach Abschluss der Chemotherapie werden die Patienten in regelmäßigen Abständen durch die niedergelassenen Allgemeinmediziner, Gastroenterologen und Onkologen betreut. Damit es hierzu allerdings gar nicht erst kommt, appellieren die Mediziner eindringlich an die konsequente Umsetzung von Vorsorgeuntersuchungen: „Je früher der Darmkrebs erkannt wird, desto größer sind für Patienten die Chancen auf eine Heilung.“