Welt-Schilddrüsentag 2022

Die Schilddrüse – Kleines Organ mit großen Auswirkungen

 

Dr. Philipp Kaudel untersucht die Schilddrüse mittels Ultraschall

 

Sie liegt schmetterlingsförmig im Hals und wenn Sie gesund ist, spüren und sehen wir sie äußerlich nicht. Bereitet sie aber Probleme, dann geht es im Stoffwechsel, auf der Waage und sogar in der Seele drunter und drüber – denn die Schilddrüse ist eine kleine Schaltzentrale des Körpers und spielt bei der Steuerung fast aller wichtigen Organe ein große Rolle. Sie ist sehr anfällig und die Symptome einer Erkrankung vielfältig.

„Mein Blutdruck fuhr plötzlich Achterbahn: Er schoss nach oben, sackte wieder ab. Mein Herz raste und kam ständig aus dem Takt. Ich dachte ich werde verrückt“, so beschreibt die Erzieherin Lisa Klein die Symptome, die  im Frühjahr 2021 nach einem fiebrigen Infekt bei ihr auftraten. Letzteres glaubte ihre damalige Ärztin nicht: „Nach verschienden Tests riet Sie mir, eine Zweitmeinung bei einem Drüsenspezialisten einzuholen“, erzählt die 49-Jährige. Zum Glück: denn dieser entdeckte die Ursache der rätselhaften Beschwerden – eine chronische Schilddrüsenentzündung.

Schilddrüsenunterfunktion

Die häufigste Schilddrüsenerkrankung ist die Schilddrüsenunterfunktion. Sie betrifft mehr Frauen als Männer und wird in den meisten Fällen zwischen dem 40. Und 60 Lebensjahr entdeckt. Antrieb und Leistungsfähigkeit lassen nach, Stoffwechsel und Herz arbeiten auf Sparflamme, man fühlt sich depremiert und legt an Gewicht zu: Das sind typische Symptome einer Unterfunktion der Schilddrüse. Aber auch Haarausfall, ständiges Frostgefühl und Wassereinlagerungen können Anzeichen für eine Schilddrüsenerkrankung sein. Eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht, wenn das Organ zu wenig Hormone produziert, sodass diese in Tablettenform ersetzt werden müssen.

Schilddrüsenüberfunktion

Ähnlich vielfältig sind die Symptome bei einer Schilddrüsenüberfunktion. Wenn die Schilddrüse überaktiv ist, produziert sie zu viel Schilddrüsenhormone. Durch die verstärkte Hormonbildung laufen viele Körperfunktionen unnötigerweise „auf Hochtouren“. Dies kann sich durch Symptome wie Herzrasen, Reizbarkeit, Unruhe, Schlafstörungen, Gewichtsverlust und übermäßiges Schwitzen bemerkbar machen. Eine leichte Schilddrüsenüberfunktion kann manchmal auch ohne Behandlung von selbst zurückgehen. Meist wird die übermäßige Hormonproduktion in der Schilddrüse aber zunächst mit Tabletten gebremst. Normalisiert sich die Schilddrüsenfunktion dadurch nicht, wird die Drüse operativ entfernt oder mittels Radiojodtherapie behandelt.

„Heiße“ bzw. „kalte“ Knoten

Liegt eine Funktionsstörung der Schilddrüse vor, kann diese entweder das gesamte Gewebe betreffen oder punktuell von einzelnen oder mehreren Knoten in der Schilddrüse ausgehen.

In stoffwechselaktiven Bereichen, sog. „heißen Knoten“, werden besonders viele Hormone produziert. Obwohl es sich dabei um gutartige Veränderungen handelt, sollte dies medikamentös oder möglicherweise chirurgisch behandelt werden.

Bereiche in der Schilddrüse hingegen, in denen kein Schilddrüsenhormon produziert wird, bezeichnet man als „kalte Knoten“. Hier besteht der Verdacht, dass es sich um bösartige Ariale handelt. Späte Warnzeichen dafür sind ein wachstumsbedingtes Druckgefühl im Hals, vergesellschaftet mit Atem- oder Schluckbeschwerden, Heiserkeit und vergrößerten Halslymphknoten. In diesem Fall kann eine Gewebeprobe zusammen mit der Beurteilung spezieller Tumormarker und genetischer Untersuchungen weiteren Aufschluss geben. In den meisten Fällen sind die Heilungschancen sehr gut.

Erzieherin Lisa Klein hat Glück im Unglück gehabt: Nachdem der Spezialist die Schilddrüsenentzündung erkannt hat und bei der Untersuchung kleine auffällige kalte Knoten gefunden wurden,  stellte man während der Operation im Ludmillenstift winzige Krebsgeschwüre fest, woraufhin die Schilddrüse vollständig entfernt wurde. Ihre Lebenserwartung ist statistisch gesehen so hoch wie die jedes anderen. Heute nimmt die 49-Jährige regelmäßig Tabletten ein in denen Schilddrüsenhormone enthalten sind, geht arbeiten und sagt: „Seit meiner Operation geht es mir super, ich bin glücklich darüber, dass meine Beschwerden ernst genommen wurden und mir dadurch mein Leben gerettet worden ist“.

Diagnostik und Behandlung

Während früher eine Schilddrüsenvergrößerung mittels Tastbefund und einer Messung des Halsumfangs lediglich vermutet werden konnte, stehen heute eine Reihe von modernen Untersuchungsmethoden zur Verfügung. „Zu den wichtigsten Diagnoseverfahren gehören die Szintigrafie, Ultraschall- und Blutuntersuchungen“, sagt Dr. Philipp Kaudel, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, spezielle Viszeral- und onkologischen Chirurgie. „Die Szintigrafie ist ein nuklearmedizinisches Verfahren zur Darstellung von Körpergewebe. Dabei nutzt man schwach radioaktive Stoffe, die sich in verschiedenen Organen ansammeln. Die von ihnen abgegebene Strahlung wird gemessen und liefert Hinweise auf die Stoffwechselaktivität und Durchblutung des Gewebes.“

Die Behandlungen von Schilddrüsenerkrankungen und insbesondere die operative Entfernung sind vielfältig. Zum spezialisierten Leistungsspektrum der Fachabteilung Allgemein-, Viszeral-, speziellen Viszeral- und onkologischen Chirurgie am Ludmillenstift Meppen zählen alle chirurgischen Therapien bei Erkrankungen der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen und der Nebennieren, sowie mikrochirurgische minimalinvasive Operationen an der Schilddrüse und den Nebenschilddrüsen.

Die Schilddrüse liegt direkt unterhalb des Kehlkopfes an dessen Hinterseite sich auch die Stimmbandnerven befinden. Um diese ebenso wie die umgebenden Nerven- und Gefäßbahnen zu schützen, werden alle Operationen mit hochauflösenden Operationslupenbrillen durchgeführt. Diese helfen den Ärzten, Nerven und Blutgefäße genau zu identifizieren und zu schonen. Mit Hilfe von elektrischen Impulsen, dem sog. Neuro-Monitoring erfolgt zusätzlich eine kontinuierliche Überwachung der Funktion der Nervenbahnen während des gesamten operativen Eingriffs.

 

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